Samuel ist Janiks bester Freund. Sie haben gerade Abi gemacht, sind an liebsten in ihrem Schrebergarten, den sie „Stambul“ nennen, rauchen, kiffen und träumen zusammen von einem anderen, freien, erwachsenen Leben. In Istanbul hoffen sie dieses Leben zu finden, doch während Samuel dort nach seinem türkischen Vater sucht, kommt Janik mit der gigantischen Metropole und den fremden Menschen nicht zurecht. Während Samuel seine verschollen geglaubte eigentliche türkische Identität zu entdecken meint, verliert sich Janik in der heissen, quirligen Stadt und zwischen beiden wächst die Distanz. Beide reifen in diesen wenigen Wochen in rasender Geschwindigkeit. Nach Istanbul ist nichts mehr, wie es war …
Die Coming-of-Age-Geschichte des 1982 geborenen Autoren und Filmemachers Finn-Ole Heinrich wird aus der Perspektive von Janik erzählt und wechselt zwischen der Gegenwart in Istanbul und Rückblicken in verschiedene Phasen von Samuels und Janiks Leben. Den Kapitel ist jeweils ein kleiner Text vorangestellt, der, wie man bald ahnt, die Zukunft der Geschichte andeutet.
Besonders an „Räuberhände“ sind die beiden Protagonisten: der sensible Janik aus „guten Haus, der von seinen alles reflektierenden und scheinbar perfekten Eltern gleichermaßen fasziniert wie genervt ist und Samuel fast mehr zu lieben scheint als die zwei Jahre jüngere Lina. Der coole, abgeklärte Samuel, der sich nie in die Karten blicken lässt, seinen vermutlich türkischen Vater nicht kennt, dessen verwahrloste Mutter schwere Alkoholikerin ist und der deshalb meistens im Haus von Janik und seinen Eltern lebt.
Istanbul stellt ihre Freundschaft auf eine harte Probe und wird für beide zum Wendepunkt, als sich sowohl dort als auch daheim das Leben dramatisch zuspitzt. Sie lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Überzeugende, lebensnahe Dialoge, leiser Humor, stimmige dichte Bilder und eine flirrende Atmosphäre, die einen an die geschichte und ihren Fortgang fesseln. Man spürt die Kraft und Energie dieser beiden Jugendlichen, ihren Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung und das gleichzeitige Erschrecken (besonders Janiks) davor. Ein wunderbarer Roman, eine bezaubernde Geschichte über das Erwachsenwerden: hervorragend konstruiert und mit großer Leichtigkeit erzählt, gleitet er nie ins banale ab und beschwert einem Sätze, die wie Lichtreflexe auf einer leicht vom Wind gekräuselten Wasseroberfläche funkeln.
Deine letzten Zeilen bleiben definitiv hängen. Eine wirklich schöne und vor allem interessante Buchbesprechung. Vielen Dank!
LG
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Gern geschehen. Tanja. Und vielen Dank für die freundlichen Worte.
Herzlich grüsst
Jarg
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Danke fürs LIKEN und ich werde mich natürlich auch ‚umsehen‘
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„Da nicht für“, wie man hier so sagt. Und viel Spaß beim Stöbern!
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Gut geschriebene Buchbesprechung. Macht richtig Lust auf den Roman!
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Danke für das Kompliment … und gegebenenfalls viel Spaß!
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Nein, nein. Ich meinte aus der digitalen Nachbarschaft. 😉 Nichts weiter!
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Ah, ok. Die Digitale Nachbarschaft ist natürlich gleich um die Ecke 🙂 !!!
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Hallo Jarg! Habe ein Bild für Dich gefunden:

lg aus der Nachbarschaft!
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Geniale Zusammenstellung!
Nachbarschaft?? Auch HH oder wie 🙂 LG von Jarg
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