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Assholes : zum Beispiel Donald Trump / Aaron James

Verfolgt man den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, dieses Ringen um die Macht in einem der mächtigsten Länder der Erde, kann einem Angst und Bange werden. Wie ist es möglich, dass Demagogen wie Donald Trump und Ted Cruz es schaffen, für ihre „Positionen“ so viel Aufmerksamkeit zu gewinnen? Wie ist es möglich, dass ein Mann wie Trump, der keinerlei erkennbares Programm verfolgt als dass, seiner übersteigerten Selbstliebe das Amt zu verschaffen, dass ihm seiner Meinung nach zusteht, derart die Massen begeistern kann. Gegenwärtig müssen wir ja sogar erwarten, dass er das Land auch dann noch mit seinen Aussagen ins Chaos stürzen kann, wenn er nicht gewählt wird – und können nur hoffen, dass Clinton in diesem Fall die Kluft in diesem tief gespalteten Land zumindest ansatzweise kitten kann.

Aaron James analysiert ebenso so scharfzüngig wie knapp Klug Trumps Erfolg, der befördert wird von Arroganz und einem überbordenden Zynismus. Er wechselt dabei die Seiten, zeigt auf, was Trump für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung so attraktiv macht, welche tatsächlichen Missstände für viele so gravierend sind, dass Trumps vermeintliche Lösungen Ihnen wie ein furioser Befreiungsschlag scheint, sie ihm nahezu blind folgen und vieles – die inhaltliche Leere, die nur kaum verhohlenen Aufrufe zur Gewalt, die Selbstherrlichkeit – ausblenden. Trump folgt dabei dem Muster des Clowns, der mit seinen Narreteien der Gesellschaft den Spiegel vorhält – aber wo dieser damit einen Beitrag zur Selbstreflexion leisten will und zum gegenseitigen Respekt der Gleichen untereinander, will ein Arschloch-Clown wie Trump nur seine Eigenliebe bestätigt sehen und Macht erhalten.

Er zeigt, wie fragil der Zusammenhalt in der amerikanischen Gesellschaft ist – und dass die Gefahr, dass ein Populist und Vereinfacher wie Donald Trump Präsident werden könnte, genau das ist, was die amerikanische Gesellschaft und Demokratie braucht, um endlich aufzuwachen und sich grundlegend zu reformieren. In dieser Lesart ist Trump ein Weckruf, der nach Aaron James zwingend dazu führen muss, die amerikanische Gesellschaft nicht nur gerechter z machen, sondern alle Bürgerinnen und Bürger wieder an einer Demokratie zu beteiligen, die um Chancengleichheit, Ausgleich und gegenseitigen Respekt bemüht ist, in der Meinungs- und Religionsfreiheit sowie die strikte Trennung der Gewalten nicht nur Sonntagssprech sind, sondern gelebt werden und sich der einzelne im Rahmen der Gesetzte seiner Freiheit sicher sein kann.

Was er fordert, ist damit auch nicht weniger als eine Veränderung der politischen Debattenkultur. Denn eines wird auch deutlich: Trump hat – wie Putin in Russland – das Potential dazu, Amerika zu einem „totalitären System herabsinken zu lassen. Eindringlich verweist James auf Länder, denen die Folgen populistischer Herrschaft noch heute anzumerken sind: etwa Italien (Berlusconi) und Venezuela (Chavez).

Ein kleines, aber ungemein wichtiges und erhellendes Buch, das deutlich macht, wie gefährlich die auch hierzulande hochpoppenden populistischen Vereinfacher sind – und was der Wege sein könnte, ihrem Populismus zu begegnen, die politische Debattenkultur wieder zu befrieden und die gefährdete Demokratie zu stabilisieren.

21 Kommentare zu “Assholes : zum Beispiel Donald Trump / Aaron James

  1. Pingback: Blogbummel Oktober 2016 – Teil 2 – buchpost

  2. Hallo Jarg,
    danke für den Hinweis auf dieses Buch und die Rezension, die mich so neugierig gemacht hat, dass ich es sofort gekauft habe.
    Zur Situation hier: wir bekommen das Ganze ja hautnah mit [zu unseren ganz persönlichen negativen Erfahrungen habe ich ja hier – http://tinyurl.com/hqtj64m – gebloggt], und wir sind sehr sehr besorgt. Zum Glück scheint sich Trump, wie Du ja auch sagst, sich im Augenblick selber zu demontieren, aber man weiß ja nicht, was in den Tagen und Wochen bis zum Wahltag noch kommt, wenn ich z.B. an die ständigen „Enthüllungen“ seitens des Herrn Assange über Hillary Clinton denke. Nicht dass sie – wie auch schon oben bemerkt – ohne Fehl und Tadel wäre. Ganz im Gegenteil. Aber immer noch besser als ein Präsident, der schon jetzt als Kandidat die Pressefreiheit einschränkt, zur Gewalt gegen Andersdenkende aufruft, und sogar – wenn auch versteckt und verklausuliert – es anregt, seine politische Gegnerin umzubringen.
    Ob hier nach der Wahl wirklich etwas Grundlegendes verändert wird? Daran glaube ich nicht. Das gesamte politische System hat derartige grundlegende Fehler [ganz besonders die Vorwahlen, die eine Radikalisierung der Kandidaten geradezu notwendig machen, sowie das „Gerrymandering“, d.h. das Zuschneiden der Wahlkreise so, dass die Kandidaten der jeweils regierenden Parteien durchkommen], die schon seit Jahrzehnten bestehen, dass diese kaum zu beheben sind. Und: es fehlt beiden Parteien, Demokraten und Republikanern, am Willen, das zu tun. Was dann im Endergebnis zu einem Kongress wie dem gegenwärtigen geführt hat, der das bisher schlechteste Ansehen bei der Bevölkerung hat – und das nicht zu Unrecht. Und diese Verdrossenheit mit den politisch Verantwortlichen ist es, die einen Demagogen wie Trump nach oben gespült hat. Es wäre noch viel dazu zu sagen, aber es wird etwas spät.
    Zur Zeit sitzen wir übrigens in einem Motel in Independence in Missouri, wo wir heute das Haus von Harry Truman besucht haben, eines Mannes, der sowohl als Präsident wie auch nach seiner Präsidentschaft ein ganz bescheidener Mensch geblieben ist. Morgen geht es dann in die „Presidential Library“ und übermorgen ins südliche Nebraska, wieder zum Radeln.
    Ach ja, im Fernsehen laufen hier ständig Wahlspots für die Wahlen auf bundesstaatlicher Ebene, und das Wort, das man am meisten über den Gegenkandidaten hört, ist „Lügner“. Einfach entsetzlich.
    Liebe Grüße,
    Pit
    P.S.: Hier noch ein paar Anmerkungen zu Kommentaren oben
    @ WoMoLix:
    – Ja, Obama hat bei Weitem nicht Alles gehalten, was er versprochen bzw. was man von ihm erwartet hat. Aber das ist nicht (nur) ihm anzulasten, sondern der Obstruktionspolitik eines republikanisch beherrschten Kongresses und Senats.
    – (Übertriebenen) Patriotismus kann man ihm nun wirklich nicht vorwerfen.
    – Welche „Erfahrung“ ist es, die die Amerikaner „dringend brauchen“? Das sich dieser Staat an die Wand fährt?
    – Bedeutet „gelassen mein Ding machen“ jemanden wie Trump gewähren lassen und die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft einfach hinzunehmen?
    @ Jarg
    – „dieses Land, dessen Soldaten im Kampf gegen die Nazideutschlandbarbarei gestorben sind – und für unsere Freiheit“ für diesen Satz, der im gegenwärtigen Deutschland leider viel zu selten ist, danke ich Dir!
    – „Ich wünschte mir eine dritte Amtszeit für den unterschätzten Obama“: da er ja nicht mehr darf, hätte ich mir Michelle Obama gewünscht. Ich denke, sie hätte dieses mal wirklich einen Erdrutschsieg für die Demokraten einfahren können, einschließlich einer Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses.
    @ Thursdaynext
    – Ich habe wenig Hoffnung, dass hier Grundlegendes am politischen System geändert wird.
    @ Lis
    – Doch, es gäbe sie, z.B. bei den von mir ansonsten nicht geliebten Republikanern John Kasich, Gouverneur von Ohio, der auch in diesem Wahlkampf bei den Vorwahlen dabei war. Aber im derzeitigen politischen System haben sie keine Chance.

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    • Lieber Pit,
      Danke dir für deinen ausführlichen, fundierten Kommentar. Du hast sicher recht, dass sich so rasch nichts ändern wird. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt … und immerhin bringt dieses Land immer wieder bemerkenswerte und weitsichtige Menschen hervor.
      Liebe Grüße von Jarg

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      • Hallo Jarg,
        auch wenn ich sehr pessimistisch bin, so gebe ich die Hoffnung nicht auf. Wie Du richtig sagst, „immerhin bringt dieses Land immer wieder bemerkenswerte und weitsichtige Menschen hervor.“ Das Haus und die Presidential Library eines dieser Menschen, Harry Truman, haben wir gestern und heute besucht: beeindruckend, diese Persoenlichkeit!
        Hab‘ ein feines Wochenende,
        Pit

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  3. Diese Rezension sagt alles, man braucht das Buch schon fast nicht mehr zu lesen 😉

    Für mich ist Trump schon fast so etwas, wie eine „Logische Konsequenz“ der Präsidentschaft von Barack Obama. Die übersteigerten Hoffnungen in den „getarnten“ US-amerikanischen Patrioten, wurden und konnten zum Teil auch gar nicht erfüllt werden. Dafür gab es sogar einen Nobel-Preis (ungerechtfertigerweise). Zumindest die damit verbundenen Erwartungen wurden enttäuscht.
    Ob das Thema nun heißt: Guantanamo, auf Augenhöhe mit der arabischen Welt reden, Konfikte in der Welt entschärfen und beenden. oder eine Krankenversicherung für alle Amerikaner, überall ist Obama gescheitert oder nur unbedeutend vorangekommen. Letztlich stand Obama auch sein eigener Patriotismus, auch sein Glaube „Amerika first“ das nur in andere Worthülsen gekleidet ist als bei Trump, immer im Weg.
    So ist es für mich verständlich, dass viele Amerikaner nach dieser Erfahrung sich dem „Orginal-A-loch“ zuwenden.
    Ich stimme zu, dass die Amerikaner diese Erfahrung dringend brauchen. Ich stimme auch zu, dass wir auch in Deutschland in einer vergleichbaren Situation stecken und vieleicht genau so wie die Amerikaner unsere Erfahrung mit der AfD brauchen.

    Trump und die AfD/Pegida sind für die amerikanische bzw. für die deutsche Gesellschaft eindringliche Weckrufe. Die Wahlen in den USA in knapp drei Wochen und in Deutschland in rund einem Jahr wird zeigen, ob die Weckrufe angekommen sind oder nicht.

    Das heißt natürlich noch nicht, dass dann auf diese Weckrufe auch angemessen und im Sinne der Bürger reagiert wird (persönlich bin ich da eher skeptisch). Wir kennen ja die „Aussage-Handlungs-Drifts“ von Politikern von „vor“ und „nach“ der Wahl.

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    • Bei Obama bin ich nicht ganz deiner Meinung – ich denke, er hat einzige, wenn auch eher unspektaküläre Dinge erreicht und wir werden ihn noch vermissen. Aber ansonsten gehe ich mit dir d’accord. Ich fürchte auch, die Demagogen, die derzeit überall hochkommen und medial beflügelt werden, sind ein Zeichen – aber sie haben natürlich ihr Gutes, sofern man ihnen a) klare Positionen entgegensetzt und b) die Gesellschaft so reformiert, dass wirklich jeder eine Chance auf Teilhabe hat. Dazu käme dann noch eine respektvolle Debattenkultur, die auch die Bereitschaft einschließt, sich in die Sichtweise des Gegenübers zu versetzen. Eine große Herausforderung, wenn wir unsere Freiheit behalten wollen – eine Freiheit, die die Demagogen und Populisten zu zerstören drohen mit ihren vermeintlich einfachen Lösungen. Spannende Zeiten, die aber auch Angst machen!

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      • Natürlich hat Obama auch was erreicht. Das steht außer Frage, aber wie du richtig sagst, eher unspäktakuläres und vergleichsweise kleines, wenn man es an den überdimensionalen Erwartungen, die auf dem ersten afroamerikanischen Prasidenten lasteten und woran er gemessen wurde und wohl auch wird. Bezeichnend ist für mich dass gerade unter diesem Präsidenten längst beherscht geglaubte Rassenprobleme wieder offen aufbrechen, Martin Luther King und Kennedy eine Renaissance erleben und Obama nur noch die Scherben zusammenkehren kann, anstatt deren geistige und präsidiale Nachfolge anzutreten.

        Du hast absolut richtig erkannt, dass

        1) Klarheit (klare Positionen, was ein as der inneren Mitte entstammendes Selbstbewusstsein erfordert)

        2) Teilhabe (wirlich aller Gesellschaftsmitglieder, auch der „ungeliebten“) und

        3) Respekt ( den vorallem Personen des öffentlichen Lebens, wie Politiker, nicht mehr vorleben)

        Voraussetzung ist für einen Wandel zum Besseren, was immer das auch ist.

        Spannend wird es bleiben. Angst macht mir das aber nicht wirklich. Ich mache mein Lebensglück und meine Lebensentscheidungen nicht von diesen Wandlungen abhängig. Damit können mich die „Kämpfenden“ Lager auch nicht in ihr für oder gegen etwas einspannen. Ich kann gelassen mein Ding machen, muss aber auch mit so mancher unangenehmen Konsequenz leben.
        Aber das hat volle Verantwortung für sich selbst zu übernehmen so an sich ;-).

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      • Ja, da magst du recht haben. Und sicher sollte man sich in seinen Lebensentscheidungen davon nicht abhängig machen. Msg auch sein, dass meine Weltwahrnehmung oft zu empfindsam ist, weil mir da nicht selten die Filter fehlen. Aber wenn ich an meine Kinder denke, wird mir manchmal schon anders … Aber hilft ja nix, trotzdem weitermachen und im Kleinen die Utopie pflanzen 😉

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  4. Zu Trump hat Michelle Obama alles gesagt was zu sagen ist (Die Rede ist zu finden auf zeitonline,amerikanisch emotional, deswegen nicht weniger gut)

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    • Ja, das stimmt. Zum Glück scheint er sich ja selbst zu demontieren. Ich fürchte nur, er bleibt auch nach einer verlorenen Wahl gefährlich. Und für Clinton, die sicher auch keine lupenreine Weste hat, wird es eine rechte Herausforderung. Buchstäblich. Bitter für dieses Land, dessen Soldaten im Kampf gegen die Nazideutschlandbarbarei gestorben sind – und für unsere Freiheit.

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      • Es kann auch eine Chance sein, die dortige Demokratie zu verbessern, sich auf wesentliches zu besinnen und den praktizierten Kapitalismus und way of life neu aufzuziehen – ausgehend vom besten Fall. Eine Rückkehr in die 50ger , wirtscahftspolitisch…

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      • Man kann ja nur hoffe, dass man endlich die Chance ergreift, etwas zu verändern. Wäre in Europa ja auch nötig – wenn man sieht, wie Europa derzeit zu zerfallen droht, kann einem schon bange werden. Eigentlich ist Europa ja mehr als EU – nur dass das bei vielen derzeit nicht ankommt.

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  5. …ich frage mich einfach nur…gibt es in gesamten amerikanischen Raum keinen vernünftigen Präsidentschaft Kandidaten? Beide habe eine Menge Dreck am Stecken…
    Donald Trump eitel und selbstgefällig und keine Ahnung von Politik!
    Frau Clinton geht über Leichen!
    Das kann was werden…………

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