Zwei Romane gleichzeitig scheinen in diesem Buch zu stecken und am Ende miteinander zu veschmelzen: da ist zunächst die Geschichte von Mary, die von sich und Rachel erzählt, zwei lebenshungrigen, sich nahestehenden Schwestern, die den Kontakt zueinander verlieren, als die jüngere Anfang der 70er Jahre aus den engen Familienbanden ausbricht und von den Eltern verstoßen wird.
Eng damt verbunden ist die Geschichte von Jake, einen 13jährigen Jungen in den 1980er Jahren, dessen älterer Bruder gerade von zuhause ausgerissen ist und dessen Vater Billy sich von seiner alkoholkranken, depressiven Mutter Mary getrennt hat: Jake – halb Junge, halb Erwachsener – versucht mit aller Kraft, den Alltag für sich und Andy aufrecht zu erhalten, während Mary, die in guten Phasen Jake und Andy eine liebevolle Mutter ist, immer wieder abtaucht in Phasen alkoholumnebelter Depression.
Abwechselnd erzählen Mary und Jake ihre Geschichten, die sich zeitlich immer weiter aneinander annähern, bis sie am Ende miteinander zu verschmelzen beginnen. Rachel und Mary nehmen den Kontakt zueinander wieder auf, Jake lernt seinen Cousin George kennen, der am gleichen Tag geboren wurde wie er selbst und ihm erstaunlich ähnlich sieht. Billy, der Vater, kommt wieder zurück zu Mary, die sich verändert hat. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch mit dem wiederaufgenommenen Kontakt der beiden Schwestern kommt ein Familiengeheimnis, das lange verborgen war, ans Tageslicht. Und das hat ungeahnte Folgen für alle …
Isabel Ashdown gelingt es in ihrem Romandebüt „Am Ende eines Sommers“, der aus einer preisgekrönten Kurzgeschichte enstand, aus einem traurigen, düster klingenden Thema eine Geschichte zu formen, in der die mit dem Erwachsenwerden verbundenen Sehnsüchtige und Schwierigkeiten vor dem Hintergrund eines unausgesprochenen alten Familienkonfliktes gespiegelt werden. Elegant verbindet sie dabei die zwei Perspektiven: Marys Perspektive über einen Zeitraum von fast dreissig Jahren, sich verändert von der unbekümmerten, lebenshungrigen jungen Frau zur liebenden, aber auch verzweifelten, eisamem und am Ende alkoholsüchtigen Mutter. Jakes Perspektive über etwa ein Jahr, in dem er die Trennung seiner Eltern erlebt, verzweifelt zusammenzuhalten versucht, was irgend zusammenzuhalten ist und darüber erwachsener wird und reift. Ashdown versteht es dabei, heitere, unbeschwerte Momente ebenso intensiv und glaubwürdig zu entwickelnd und zu beschreiben wie Augenblicke großer Traurigkeit, ja Dramatik. Dabei wird sie poetisch, ohne kitschig zu werden, und entwicklet ihre beiden Hauptgestalten mit Sensibilität und psychologischem Geschick.
Ein bewegendes, sprachlich ansprechend geschriebenes Buch in seinen humorvollen, glücklichen Szenen ebenso wie in den melancholisch-traurigen, und eine Geschichte, die einen von Anfang bis zum Ende nicht mehr loslässt. Was kann man mehr erwarten von einem guten Buch, einem Romanerstling dazu. Empfehlung: Lesen!
Startseite » Bücher » Am Ende eines Sommers : Roman / Isabel Ashdown
deine Rezension lässt keinen Spielraum für meinen Wunschzettel; gar keinen *seufz*. Elfengruss
LikeLike
Das ist natürlich bedauerlich. Aber leih Dir das Buch doch einfach in der Bibliothek aus … 😉 Herzlich grüsst Jarg
LikeLike