Mein Rom : Die Geheimnisse der Ewigen Stadt / Andreas Englisch

Der Journalist Andreas Englisch lebt seit über 30 Jahren in Rom und berichtet mittlerweile vorwiegend aus dem Vatikan. In Journalistenkreisen durchaus nicht unumstritten, legt der überaus eloquente und gut vernetzte Autor mit „Mein Rom“ ein überaus persönliches Buch über seine Lieblingsstadt vor. Aufhänger ist dabei die gescheiterte Prüfung seines Sohnes an einer Schule für Fremdenführer: Englisch nimmt das als Anlass, seinem Sohn die lange Geschichte der Stadt, ihrer Gebäude und Kunstwerke, aber auch der Menschen, die sie prägten, auf seine eigene Weise näher zu bringen.

Dabei bedient es sich eines durchaus klassischen Mittels: des Dialoges. Weite Teile des Buches bestehen aus einem Vater-Sohn-Dialog, der sich Weiterlesen

In der Finsternis : Thriller / Sandrone Dazieri. Aus dem Italienischen von Claudia Franz

Aus dem Italienischen von Claudia Franz. Piper, München 2015, 560 Seiten, 19,99 €.

»Die Welt ist eine gewölbte Wand aus grauem Beton«

Spannungsliteratur aus Italien hat sich längst auf dem deutschsprachigen Markt etabliert, auch jenseits des sizilianischen Schriftstellers Andrea Camilleri, der nunmehr seit fast vierzig Jahren aktiv ist und von dem jedes Jahr gleich mehrere Bücher bei uns erscheinen. Massimo Carlotto, Gianrico Carofiglio, Roberto Costantini, Giancarlo de Cataldo, Giorgio Faletti, Carlo Lucarelli, Marco Malvaldi – vom beschaulichen Regiokrimi, dessen Cover Zypressenhaine zieren, über den Mafia-Roman bis hin zum blutigen Thriller ist alles dabei (einen Überblick gibt es bei Thomas Wörtches kaliber.38 und auf der Krimi-Couch). Sandrone Dazieri ist bislang vor allem mit einer Noir-Reihe in Erscheinung getreten (deren ersten beiden Teile auf Deutsch bei Grafit erschienen, inzwischen aber nicht mehr lieferbar sind). Nun sorgt er mit dem Thriller In der Finsternis für Furore – hoffentlich auch hierzulande.

Dazieri, 1964 in Cremona geboren, hat vieles in seinem Leben gemacht: Er ist gelernter Koch, gehörte der Hausbesetzerszene an, schrieb Kinderbücher, arbeitete als Journalist und als Lektor, Letzteres bei Mondadori, dem größten Verlagshaus Italiens, für das er auch heute noch als Berater tätig ist. Und er ist Drehbuchautor – eine Erfahrung, die sich unverkennbar auf sein Schreiben niederschlägt. Gekonnt spielt er in seinem neuesten Roman mit der Synchronizität von Ereignissen, die zeitlupenhafte Schilderung einer Explosion ist emblematisch hierfür: Wenige Sekunden werden auf zehn Seiten ausgedehnt, der Blick des Erzählers kommt einer Kamerafahrt gleich. Solche narrativen Extravaganzen sind rar, dafür aber umso wirkungsvoller. Und auch die auktoriale Perspektive, dank der man immer gleichzeitig in mehrere Figuren blickt, verleiht dem Thriller etwas Unmittelbares, Rasantes, eben Filmisches.

Aber kommen wir zur Story. Es ist Anfang September in Rom, Familien fahren raus in die Natur, um zu picknicken. Für eine von ihnen kehrt sich das Idyll jedoch in sein Gegenteil um: Ein verwirrter Mann wird auf der Straße aufgegriffen, kurz darauf wird seine Frau enthauptet im Wald gefunden, vom sechsjährigen Sohn Luca fehlt jede Spur. Für den Staatsanwalt steht bald Weiterlesen

Glück und Schicksal : Philosophische Betrachtungen / Lucius Annaeus Seneca (Seneca der Jüngere)

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Senecas philosophische Betrachtungen wollte ich schon immer mal lesen, doch erst als mir diese schöne Ausgabe aus dem Reclamverlag unter die Finger kam, habe ich den gedanken in die Tat umgesetzt. Im Gegensatz zu vielen Philosophen ist Seneca ausgesprochen Weiterlesen