Da steht mein Haus : Erinnerungen / Hans Keilson


Im April 2011 erschienen die Erinnerungen von Hans Keilson, des 1909 in Bad Freienwalde geborenen und 1936 aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die Niederlande geflohenen Arztes und Schriftstellers. Keilson, in Deutschland wohl nur literarisch interessierten Menschen bekannt, erlangte mit seinen Romanen internationale Aufmerksamkeit und wurde 2010 von der New York Times als „one of the world’s greatest writers“ gefeiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg behandelte er als Psychoanalytiker schwer traumatisierte jüdische Waisenkinder und wurde zudem Facharzt für Psychiatrie. Bereits 1990 begann er mit autobiographischen Aufzeichnungen, die zugleich eine Erinnerung an seine Jugend, aber auch einen Bericht über jüdisches Leben im Deutschland der ersten Jahrhunderthälfte, über den aufkeimenden Nazismus und den Weg ins Exil darstellen.
„Da steht mein Haus“ – unter diesem einfachen, kaum mehr als deskriptiven Titel sind seine in einem schmalen Bändchen herausgebrachten Erinnerungen erschienen. Und doch klingt bereits in diesem Titel einiges vom dem besonderen Ton an, den Keilson mit seinen Worten findet. Weniger die akribisch aufgezeichneten Details üblicher Autobiographien machen sein Buch aus: Keilson zeichnet sein Leben bis in die 40er Jahre gleichsam Weiterlesen

Hundsköpfe : Roman / Morton Ramsland

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Mit der Familie ist es so eine Sache – so richtig mann man sie sich nicht aussuchen: man muss irgendwie auskommen mit denen, die dazugehören oder besser das Weite suchen.
So geht es auch der Familie von Askild und Bjork: der Schiffsingenieur und ehemalige Schmuggler Askild wird durch den Aufenthalt im KZ schwer traumatisiert und kehrt 1945 nach kurzem Zögern doch nach Bergen (Norwegen) zurück, um dort gegen alle Widerstände Blork, die Tochter eines Reeders, zu heiraten. Doch Askild, der über sein Trauma nicht spricht, frönt dem Jazz, seiner wilden kubistischen Malerei, die er auch auf den Schiffsbau zu übertragen sucht und versucht trotz seiner Alkoholsucht seine Familie im Griff zu haben, auch als es sie nach Dänemark verschlägt. Bjork, die ihm drei Kinder gebiert, flieht derweil in Arztromane und Anekdoten und findet im Alter Trost an Konservendosen, die angeblich Luft aus Bergen enthalten. Um sie herum sind ihre Kinder und Verwandten: Segelohr, der Erstgeborene mit seinem Drang, Ungeheuer in Weiterlesen

Das Grosse Haus : Roman / Nicole Krauss

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„Im Gegensatz zu Menschen, pflegte er zu sagen, verschwinden die leblosen Dinge nicht einfach“ (N. Krauss, Das grosse Haus)
Nicole Krauss, Frau von Jonathan Safran Foer und erfolgreich mit „Eine Geschichte der Liebe“, schreibt ihre Geschichten an einem Monstrum von Schreibtisch. Und geht mit „Das große Haus“ nicht nur das Wagnis ein, diesen Schreibtisch zum Mittelpunkt eines Romans zu machen und ihn über mehr als ein halbes Jahrhhundert zu begleiten, sondern führt auch noch vier verschiedene Ich-Erzähler ein, die zunächst scheinbar wenig bis nichts nichts miteinander zu tun haben.
Die zurückgezogen lebende New Yorker Schriftstellerin Nadia bekommt einen großen, ungeschlachten Schreibtisch anfang der 70er Jahre von einem chilenischen Studenten Daniel geliehen, der kurz darauf in Weiterlesen

Homer & Langley / Edgar Lawrence Doctorow

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„Und so verschwinden Menschen aus deinem Leben, und du behälst nichts von ihnen in Erinnerung als ihre Menschlichkeit, ein armseliges, unstetes Wesen ohne Hoheitsgebiet, wie deines auch“ (E.L. Doctorow: Homer & Langley, S. 98)
New York in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die beiden Collyer-Brüder – Homer, der erblindete, empfindsame Pianist, und Langley, der lungengeschädigte, genial-verrückte Veteran des ersten Weltkrieges – schotten sich nach dem frühen Tod ihrer Eltern immer mehr von der Aussenwelt ab. Langley entwickelt über die Jahre eine unbremsbare Sammelwut, die unter anderem von Weiterlesen

Die Ballade von Trenchmouth Taggart / Glenn Taylor

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Es gibt Geschichten, denen man sich nicht entziehen kann, die einen regelrecht fesseln und dem weiteren Fortgang der Handlung, der Erlebnissen des oder der Protagonisten entgegenfiebern lassen: und nicht selten sind es Geschichten, bei denen man nicht weiss, ob man lachen oder weinen soll.
Der 1903 geborene Trenchmouth Taggart ist 108 Jahre alt und beginnt seine Geschichte zu erzählen: er ist ein Aussenseiter, der mit zwei Monaten in den Fluss fiel und von der Witwe Dorsett aufgezogen, geschlagen mit extremer Weiterlesen

Ross, Alex: The rest ist noise : Das 20. Jahrhundert hören

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Alex Ross, Musikkritiker beim „The New Yorker“, hat sich der Musik des 20. Jahrhunderts angenommen: in „The rest is noise“ beschäftigt er sich mit den Veränderungen und radikalen Wandlungen – etwa Zwölftonmusik, Minimal Musik, serielle Komposition – denen die klassische Musik im 20. Jahrhundert ausgesetzt war. Er beginnt mit den zu ihrer Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg revolutionären Komponisten Mahler und Strauss, und spannt den Bogen weit von Weiterlesen