Brief an die Heuchler: Und wie sie den Rassisten in die Hände spielen / CHARB

Der Hinweis, man könnte über alles lachen, außer über einige Aspekte des Islam, weil die Muslime viel empfindlicher reagieren als der Rest der Bevölkerung, ist doch nichts anderes als Diskriminierung. (S. 43)

Nach den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ waren ja wieder vermehrt Stimmrn zu hören, die der Freiheit der Kunst und der Satire Grenzen setzen wollen: gerade die Karikaturen in „Charlie Hebdo“ oder auch Jyllands Posten würden ja schließlich die Gefühle von Muslimen verletzen und damit die Stimmung erst aufstacheln. Charb, Chefredakteur von „Charlie Hebdo“, der diesen Text erst zwei Tage vor seiner Ermordung fertigstellte, schreibt gegen dieses vorschnelle Urteil an und entlarvt es als das, was es ist: verdeckter Rassismus. Vehement wendet er sich dagegen, Muslime und ihre religiösen Symbole anders zu behsndeln als Christen, Juden oder Buddhisten.

Dabei macht er auch an Beispielen nochmal deutlich, dass sich die Karikaturen von Charlie Hebdo niemals gegen Weiterlesen

Glaube / Ansgar Beckermann

So wie kein möglicher Zweck es rechtfertigen kann, ein unschuldiges Kind zu töten, kan auch kein möglicher Zweck zur Rechtfertigung einer unterlassenen Hilfeleistung herangezogen werden. Unterlassene Hilfeleistungen können nur durch Unvermögen entschuldigt werden, und das kann es bei Gott nicht geben. (S. 131)

Ich habe ja schon einige Bücher zum Thema gelesen, aber Ansgar Beckmanns „Glaube“ war ein besonderes intellektuelles Erlebnis. Der Philosoph, der sein Buch Demokrit, Epikur und Lukrez „mit seinem wunderbaren Lehrgedicht De rerum natura“ gewidmet hat, untersucht in seinem Buch akribisch Gründe, die für oder gegen Glauben sprechen. Im Gegensatz zu manchen Theologen, die Glaubensdinge generell der Überprüfbarkeit naturwissenschaftlichen Denkens entzogen sehen, ist Beckermann davon überzeugt, dass alles Weiterlesen

Hoffnung Mensch : eine bessere Welt ist möglich / Michael Schmidt-Salomon

Die Kultur steht nicht im Widerspruch zur Natur des Menschen, sondern ist Ausdruck seiner biologischen Veranlagung. […] Sie ist so sehr Teil der Natur, dass wir uns einen Menschen ohne Kultur ebensowenig vorstellen können wie einen Elefanten ohne Rüssel oder einen Schmetterling ohne Flügel. (S.96)

Das Jahr 2014 zähhlt von der Bilanz an menschengemachten Unglücken, Katastrophen und Kriegen nicht unbedingt zu den Jahren, die man zu den Glanzzeiten der Menschheit zählen würde. Insofern mag es manchem vermessen vorkommen, ein Buch mit dem Titel „Hoffnung Mensch“ zu veröffentlichen, wo die Welt doch derzeit scheinbar so düster ausschaut. Und dennoch: das hier vorgestellte Buch des von mir sehr geschätzten Philosophen und Sprechers der Gioardano-Bruno-Stiftung gehört für mich zu den herausragenden Werken zeitgenössischer Philosophie, weil es intellektuellen und sprachlich-ästhetischen Genuss gleichermaßen bietet und die Augen öffnet für das, was man angesichts des Unbills dieser Welt leicht übersieht: die Menschheit ist durchaus weitergekommen und hat das Potential, ihre Welt auch in Zukunft durchaus positiv weiter zu entwickeln.

Schmidt-Salomon setzt im ersten Teil des Fokus auf die besonderen Nöte des „tragischen Tieres“ Mensch, das um die Endlichkeit seiner Existenz weiß und vor der Weiterlesen

Was Atheisten glauben / Franz M. Wuketits

Diejenigen von uns, die ihre geringe Bedeutung im Universum mit Heiterkeit betrachten, haben zweifellos eine bessere Chance, ein zufriedenes Leben zu führen als alle diejenigen, die sich krampfhaft an obskure Vorstellungen von einem sinnvollen Universum klammern und zu „beweisen“ suchen, dass sie in diesem vorgesehen waren und in ihm einen ausgezeichneten Platz einnehmen. Solche Leute haben fürwahr nichts zu lachen. (S. 118)

Der österreichische Biologe, Hochschullehrer und Wissenschaftstheoretiker Frank M. Wuketits beschäftigt sich in „Was Atheisten glauben“ mit den grundlegenden, existentiellen Fragen, denen sich Menschen im Angesicht des Lebens und seiner Endlichkeit ausgesetzt sehen. In fünf Kapitel, die durch zahlreiche Quellenangaben und einen kleinen Anmerkungsapparat ergänzt werden, schreibt er über den Atheismus als „lebenswerte Daseinsform“ und legt nüchtern dar, warum sie jeder Art Strenggläubigkeit letztlich sowohl Weiterlesen

So komme ich in die Hölle / Jörg Schneider

Natürlich kann man nicht abstreiten, dass Glaube vielen Millionen Menschen ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, Trost und Hoffnung vermittelt. Aber allein der bloße Glaube daran macht die Hypothese, dass tatsächlich irgendwo ein Gott existiert, der sich schon um einen kümmern wird, nicht zwingend glaubhafter. Wenn man daran glauben würde, dass im eigenen Garten ein wertvoller Piratenschatz versteckt wäre, gäbe einem das sicherlich auch ein gewisses Gefühl von Sicherheit und Hoffnung. Dummerweise gibt es aber nichts, was diesen Glauben, sei es an einen Gott oder eben an einen Piratenschatz im Garten, auch nur annähernd rechtfertigen würde. Gottes Existenz „beweist“ lediglich ein heiliges Buch, von dem allen Ernstes behauptet wird, dass dessen Inhalt nach den höchstpersönlichen Vorgaben des Schöpfers des Universums zusammengetragen und niedergeschrieben wurde. Vor einem Gericht – es sei denn dem jüngsten – käme man damit wahrscheinlich nicht durch. (S. 206

Der Markt für Reiseführer ist unüberschaubar groß, aber einer für den Weg in die ewige Verdamnis fehlte bisher. Zum Glück füllt Jörg Schneider mit „So komme ich in die Hölle“ etliche Wissenslücken zu diesem Themen, Wissenslücken, die sich ja leider sehr oft gerade bei Gläubigen finden lassen. Endlich erfahren wir, wie fest man beim Steinigen werfen darf, warum Gott kein Hippie ist und warum es für christliche Gläubige (was wenige befolgen) laut Bibel unabdingbar ist, sich „Quasten an den Zipfeln ihrer Kleider […] und blaue Schnüre auf die Quasten an die Zipfel“ machen zu lassen.

Ausgesprochen bibelkundig zeigt Schneider (unter anderem Autor für Titanic, taz, Eulenspiegel und Frankfuerter Rundschau), die Absurdität biblischer Regeln und Weiterlesen

Irrtum Unser! oder Wie Glaube verstockt macht / Peter Henkel

Wenn es um Zeus, Apollo, Ra, Wotan, das Goldene Kalb oder das Fliegende Spaghettimonster geht, sind Sie doch auch ein Atheist. Ich setze eben nur einen weiteren Gott auf die Liste. (Richard Dawkins. Zitiert nach: Irrtum unser!, S. 174)

Peter Henkel fiel bereits mit dem scharfsinnigen Ach, der Himmel ist leer – Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben ausgeprochen positiv auf, in dem er fundiert die Gottesfrage diskutiert und schlüssig nachweist, dass auch ohne Gott und Religion moralisches, sinnhaftes Leben in eben diesem einen, endlichen Leben möglich und lebenswert ist, ohne auf eine jenseitige Erlösung hoffen zu müssen.

Ohne Gottesglauben ist die Welt bitter. Mit Gottesglauben ist die Welt bitter und absurd. (Johannes Kahl, a.a.O. S 7)

„Irrtum unser!: Wie Glaube verstockt macht“ diskutiert auf hohem Niveau die Verweigerungshaltung von vielen Gläubigen, über Glauben und Glaubensbegründungen jedweder Art ernsthaft Weiterlesen

Gott gibt es wohl nicht / Patrick Lindenfors. Illustriert von Vanja Schelin. Übersetzt von Rainer Lippold

Kinder kommen ohne Glauben, ohne Religion auf die Welt. Ob sie einen Glauben haben oder haben müssen, hängt meistens von ihren Eltern ab und nicht von einer eigenständigen Abwägung und Entscheidung durch die Kinder selbst. Der schwedische Evolutionsbiologe und Atheist Patrick Lindenfors nimmt diese Gedanken zum Ausgangspunkt seiner Reflexionen über Religion, Glaube und Götter.

Differenziert legt er dar, weshalb Gott und Götter eine Erfindung menschlicher Phantasie sind und nicht an Götter zu glauben keinesfalls ebenso ein Glaube ist wie Weiterlesen

Jenseits von Gut und Böse : warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind / Michael Schmidt-Salomon

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„… gerächt ist nicht gerecht, Rache nicht Gerechtigkeit … Je primitiver ein Mensch, je ahnungsloser, unbelehrter, und sei er noch so gelehrt, desto lauter das berüchtigte Rübe-ab-Gebrüll, ohne tieferes Verständnis für die Gründe und Abgründe eines jeden von uns, des Glücklichen wie des Unglücklichen“.
(Karlheinz Deschner, 2004, zitiert nach: Jenseits von Gut und Böse, S. 277)

Wir alle kennen das: jemand hat etwas getan, das unseren Vorstellungen zuwiederläuft, und schon ordnen wir ihn als „böse“ ein. Ob es ein schlechtgelaunter Mensch ist, ein Straftäter, ein Terrorist oder ein Demagoge. Wir sind gewohnt, in Kategorien von „Gut“ und „Böse“ zu denken und daraus fast zwingend Schuld, Strafe und Sühne – mithin: Rache – abzuleiten. Ohne Moral, so denken wir, ohne diese Zuweisung von „Gut“ und „Böse“ geht es nicht. Aber gibt es DAS „Böse“ überhaupt. Und ist es so klar zu definieren, wie wir meinen? Können wir überhaupt so handeln, wie wir wollen, ja können wir wollen, was wir tun? Ist ein Mensch wirklich schuldig, wenn er etwas „Falsches“ tut. Ist es richtig, wenn eine Zeitung bei einer drastischen Mordtat vom „bösen“ Täter spricht? Wer bestimmt, was richtig und falsch ist – und ist das immer und zu jedem Zeitpunkt, von jedem Standpunkt aus klar? Muss es Schuld geben und Sühne für gesellschaftlich nicht akzeptables Verhalten, muss es von religiösen ode politischen Dogmenbestimmte Moralvorstellungen geben, damit Menschen überhaupt miteinander leben können? Oder gibt es einen anderen Weg? Einen Weg, der die Menschheit zugleich freier macht von moralinsauren Wertediskussionen und überkommenen Schuldkomplexen und zugleich zur Weiterentwicklung der Gesellschaft und des Individuums beiträgt?

In seinem Hauptwerk „Jenseits von Gut und Böse“ wendet sich Michael Schmidt-Salomon zunächst gegen das archaische Denkmuster von „Gut und Böse“, das die Existenz beider Kategorien als gegeben voraussetzt und daraus die moralischen Konsequenzen wie „Schuld“ und „Strafe“ ableitet. Dem Beharren vieler Menschen auf der Unterscheidung und Kategorisierung von „Gut“ und „Böse“ geht dabei die irrige Annahme voraus, dass der Mensch als einziges Lebewesen über einen freien Weiterlesen

Manifest für einen evolutionären Humanismus : Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur / Michael Schmidt-Salomon

„Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder noch von Jahrtausende alten Legeneden geprägt. Diese Kombination von höchstem technischem Know-how und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen haben. Wir verhalten uns wie Fünfjährige, denen die Verantwortung für einen Jumbojet übertragen wurde.“ (Michael Schidt-Salomon)

Wir leben in einer erstaunlichen Zeit: einerseits leben wir (zumindest in den westlichen Ländern) hochtechnisiert in vorwiegend säkularen, aufgeklärten Gesellschaften, die über ausdifferenzierte Strukturen, ausgleichende, sich fortwährend entwickelnde Rechtssysteme, Meinungsfreiheit und freie Wissenschaft verfügen. Andererseits erleben wir einen Rückfall in religiös-fundamentalistische Denkweisen, die darüber hinaus eine gefährliche Weiterlesen

Gott behüte! Warum wir die Religion aus der Politik raushalten müssen / Robert Misik

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Reflexhaft wird mittlerweile auch angesichts des bedrohlich erscheinenden islamistischen Furors in den säkularen Staaten Europas einer Rückkehr der Religion in den politischen Diskurs das Wort geredet. Da ist von christlichen Grundwerten die Rede, von der christlichen Moral, auf die sich unsere westlichen Gesellschaftssysteme angeblich stützen. Ohne Glauben, ohne Gott brächen sich Gewalt, Rücksichtlosigkeit und Sittenlosigkeit Bahn. Wortreich wird begründet, warum ein islamisches Land wie die Türkei natürlich nie in die Europäische Union eintreten könne, schliesslich hätten die europäischen Gesellschaften eine sogenannte christliche Idendität.
Robert Misik widmet sich mit gewohntem Scharfsinn und leiser Ironie allen, die eine politische Theologie herbeischwören wollen, vom Medienstar Papst Benedikt XVI bis hin zu den Motivationen der Islamisten. Dabei zeigt er keinerlei übertriebenen Respekt vor den Religionen, sondern macht mehr als deutlich, dass für Weiterlesen

Dawkins, Richard: Der Gotteswahn

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Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins bringt in seinem Buch zahlreiche Argumente gegen Religion und Gott vor. Dawkins stellt seinem Buch ein Zitat von Douglas Adams voraus („Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?“ ). Er bietet dabei einen Überblick über die Entwicklung der „Gotteshypothese“, diskutiert gängige Argumente für und wieder die Existenz Gottes und Weiterlesen

Henkel, Peter: Ach, der Himmel ist leer : Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben

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Frankreich hat Michel Onfray („Wir brauchen keinen Gott“), Amerika Christoper Hitchens („Der Herr ist kein Hirte“) und England Richard Dawkins („Der Gotteswahn“). Mit Peter Henkel hat nun auch der deutsche Sprachraum einen überzeugenden und klar analysierenden Autor gefunden, der den üblichen Begründungen für Glauben und Religion an die Wurzel geht und sie als Weiterlesen