Der Mann, der einen Baum fällte und alles über Holz lernte / Robert Penn

Jeder dieser Gegenstände sprach für sich vom Geschick und Idealismus der Kunsthandwerker und Handwerker, die sie geschaffen hatten. Das Wissen dieser Menachen deutete auf eine Zeit hin, zu der das Verhältnis zwischen Mensch und Natur noch etwas sensibler und enger war. Gemeinsam sprachen die Gegenstände von der langen und kreativen Beziehung zwischen Menschheit und Esche, von einer Übereinkunft, die sich über Jahrtausende hinweg bewährt hatte und von einer Kultur an die andere weitergegeben worden war. Ich hatte eine Esche gefällt und das Beste aus ihrem Holz gemacht. Was könnte einfacher sein? Es war ein tief befriedigendes Unterfangen gewesen, das mich in einer sich ständig verändernden Welt fest an einem Ort verwurzelt hatte. (S. 247).

Der britische Autor und Journalist Robert Penn, einigen vielleicht bereits bekannt durch seinen fahrradleidenschaftlichen Bestseller „Vom Glück auf zwei Rädern“, lebt mit seiner Familie fern großer Städte in einer waldigen Gegend von Wales, hat zwei Hunde und eine Menge Äxte. Seit zehn Jahren lebt er auf dem Land und hat mit der Zeit auch gelernt, den zum Grundstück gehörigen Wald naturnah zu nutzen und wieder zu einer von Lichtungen durchzogenen, artenreichen Oase zu machen. Er lernt die Arbeit im Wald zu schätzen, die seinen Körper auf besondere Art fordert:

Was mich jedoch am meisten und längsten fesselt, ist die körperliche Aufrichtigkeit des Aktes selbst – einen Klumpen Stahl mit achtzig Stundenkilometern durch die Luft zu schwingen und ihn in einem Holzklotz zu versenken. Wenn ich ein großes, knotiges Stück vom unteren Stamm einer Eiche abschlagen will, die Schneide der Axt zurückprallt und nur eine kaum sichtbare Kerbe hinterlässt, flutet der gescheiterte Versuch über den Axtstiel aus Eschenholz in meine Arme bi sind meine Schultern hinein zurück. Dann spüre ich die Kraft eines Baumes, der sich dem Willen unzähliger Stürme widersetzt hat. Durchdringt die Axt andererseits die Oberfläche eines Eschenblocks, fahren die Wangen des Axtkörpers durch die Spalte im Holz wie Wasser, das an Felsen brandet, und fallen zu beiden Seiten des Hackklotzes zwei cremig weiße Holzstücke hinunter – dann wird mein ganzer Körper von dem unvergleichlichen Gefühl erfüllt, etwas vollbracht zu haben. […] Als scheinbare banale Alltagstätigkeit ist das Hacken von Eschenholz einfach unschlagbar. (S. 55-56)

Als er im Laufe der Jahre auch Eschen freischneidet und ihren Wuchs bewundert, erinnert er sich Weiterlesen

Neues von vorgestern : die ganze Geschichte der alltäglichen Dinge / Greg Jenner

Wie üblich bei uns Menschen bilden wir uns ja ungeheuer viel ein auf unsere Gegenwart und schauen gerne abschätzig auf vergangene Zeiten. Schliesslich schlafen wir in einem eigenen Bett, haben eine Toilette mit Spülung, einen Wecker, ausgefeilte Frühstücksgewohnheiten, eine warme Dusche und ein Haustier, netzwerken munter mit unseren Freunden und Bekannten, kleiden uns aufwändig und geben Partys, nach denen wir uns ausgiebig die Zähne putzen – bevor es wieder ins Bett geht. Bei genauerer Betrachtung mag zwar die Art der Ausführung alltäglicher Gewohnheiten sehr modern sein. Tatsächlich aber gehören viele Abläufe, die unseren Tag gliedern, schon sehr lange zum Menschsein dazu und haben sich lediglich technisch den jeweiligen Zeitläuften angepasst.

Greg Jenner, ein britischer Historiker und Comedian, führt uns am Beispiel eines typischen zeitgenössischen Samstages durch die Geschichte ganz alltäglicher Gegenstände und Gewohnheiten und weist auf ausgesprochen humorvolle Weise nach, dass grundlegende Gewohnheiten und Bedürfnisse des Menschen schon immer Weiterlesen

Flaschenpostgeschichten : Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee / Oliver Lück

Es gibt wohl kaum jemanden, der das Meer liebt und sich nicht gleichzeitig an der Idee der Flaschenpost als ungerichtete Nachricht in ungewisse Räume und Zeiten begeistern kann. Oliver Lück, der mich als begeisterten Europäer vor Jahren mit seinem Buch „Neues vom Nachbarn“ zu begeistern vermochte, ist bei der Reise zu eben jenem Buch einer Lettin begegnet, die ihm 35 Briefe aus dem Meer zeigte. Die „Flaschenpostgeschichten“ berichten von seiner durch diese Lettin inspirierten Reise durch Litauen, Deutschland, Dänemark, Russland, die Niederlande und andere Länder auf den Spuren von Absendern dieser Flaschenbriefe.

Auf dieser Reise trifft er bemerkenswerte Menschen wie den Weiterlesen

It’s teatime, my dear!: Wieder reif für die Insel / Bill Bryson

Tempo und Maßstab britischen Daseins haben etwas an sich – die Wertschätzung kleiner Freuden, eine gewisse Zurückhaltung in Bezug auf Habsucht – , das das Leben seltsam angenehm macht. Die Briten sind wirklich die einzigen Menschen auf der Welt, die man ungemein aufmuntern kann, wenn man ihnen ein heißes Getränk und einen schlichten kleinen Keks vorsetzt (S. 475)

Großbritannien ist unerschöpflich. Nirgendwo auf der Welt gibt es auf so engem Raum so viel zu bestaunen – nirgendwo hat es über einen so langen Zeitraum eine derartige Produktivität auf hohem Niveau gegeben. Kein Wunder, dass sich mein Trip nicht so anfühlte, als wäre er abgeschlossen. Ich würde niemals alles sehen können (S. 471).

Gerade in jüngeren Jahren bin ich viel durch die Welt gereist und dabei des Öfteren auch über dieses Land hinweggeflogen. Leider aber war ich – wie ich zu meiner Schande gestehen muss – noch nie da. Trotzdem ich vieles von dort schätze: den Humor, die Teekultur (obwohl ich derzeit dem Kaffee zuneige), die Literatur, so manchen feinen, kleinen Film, eine gewisse Höflichkeit, gepaart mit Understatement und so manches mehr. Wenn man aus Hamburg kommt, ist ja trotz unleugbarer familienbedingter kölnischer Mentalitätseinflüsse eine gewisse Nähe zur britischen Lebensart sowieso unvermeidlich.

Nun trifft es sich gut, dass ich Bill Brysons Bücher mag: so bin ich mit seinem aktuellen Reisebericht über Weiterlesen

Eine Geschichte des sinnlichen Schreibens / Werner Fuld

Wer sich mit erotischer Literatur und Erotica auseinandersetzt oder gar entsprechende Lektüre sammelt, wird sich bald neben der Frage, was überhaupt sammelnswert (geschweige denn: lesenswert) ist, mit Fragen nach der Geschichte erotischer Literatur auseinandersetzen und dabei auch auf allerhand Mythen stoßen. Einer davon ist der Mythos, dass erst in der Gegenwart Frauen erotische Literatur schreiben, befördert vom Erfolg solcher Schmonzetten wie Shades of Grey – ein anderer, dass erotische Literatur immer vorwiegend für Männer gedacht war.

Beides stimmt nicht. Tatsächlich schrieben schon im Italien der Renaissance Frauen mit einigem Erfolg Erotica, gab es im England des 17. Jahrhunderts und damit lange vor der Aufklärung sinnliche Literatur von Frauen (nicht nur) für Frauen, die gegen konventionelle Ansichten bezüglich des Weiterlesen

Kulturlandschaften lesen : vielfältige Lebensräume erkennen und verstehen / Bruno P. Kremer

Wenn man an Naturschutz denkt, an schützenswerte Arten oder Lebensräume, denkt man gerne an eine ursprüngliche Wildnis, an zivilisationsferne Wälder oder Küstenabschnitte und vergisst schnell, wie artenreich, ökologisch wichtig und vielfältig Landschaftsformen sein können, die Weiterlesen

Fragen Sie Ihren Bestatter: Lektionen aus dem Krematorium / Caitlin Doughty

Tote verankern die Lebenden in der Wirklichkeit. Bevor ich bei Westwind anfing, hatte ich ein mehr oder weniger leichenfreies Leben geführt. Nun aber hatte ich Zugang zu Dutzenden von ihnen – ein kurzer Abstecher in die Kühlkammer genügte. Sie zwangen mich, meinem eigenen Tod ins Auge zu sehen, machten mir bewusst, dass auch die Menschen, die ich liebte, nicht ewig lieben würden. Egal wie sehr uns die moderne Technik auch beherrschen mag – eine einzige Leiche reicht aus, um alles ins Wanken zu bringen, uns zu der unumstößlichen Erkenntnis zurückzuführen, dass wir nichts weiter als höhere Säugtetiere sind, dazu verdammt, über kurz oder lang den Löffel abzugeben. Wir alle sind nur Leichen in der Warteschleife. (S. 182)

Wir sind es gewohnt, den Tod aus unserem Leben auszublenden. Wenn jemand, der uns nah ist, stirbt, überantworten wir ihn einem Bestatter, der sich um alles kümmert bis hin zur Beisetzung von Sarg oder Urne. Was dort beim Bestatter geschieht und wie, wollen wir nicht so genau wissen. Auf gar keinen Fall. Hauptsache, der Bestatter regelt diskret alles und behelligt uns nur mit Weiterlesen

Atlas der Länder, die es nicht gibt : ein Kompedium über 50 nicht anerkannte und weithin unbekannte Staaten / Nick Middleton

Hätten Sie Sotschi, Austragungsort der Winterspiele 2014 in Zirkassien verortet? Haben Sie schon mal vom immerhin mal 300 Einwohner zählenden Land Moresnet gehört? Wussten Sie, dass das Staatsoberhaupt von Seborga bis 2009 „Seine Ungeheuerlichkeit“ Giorgio Carbone, Prinz auf Lebenszeit war? Und das es vielleicht schon bald ein karibisches Land namens Moskitia gibt? Nein? Aber sicher haben Sie schon von Nagalim gehört, einem Land im Norden Indiens, dass nur einen Tag unabhängig war, oder?

Zugegeben: die Länder, die Nick Middleton in diesem Kompendium zusammenträgt, kommen bis Weiterlesen

Eine Geschichte Deutschlands in 100 Bauwerken / Maríon Bayer

Ich war ja zunächst etwas skeptisch ob des tatsächlichen Informationsgehalts eines Buches, dass die Geschichte Deutschlands erzählen will mit Hilfe von 100 Gebäuden. Doch kaum hatte ich mit der Lektüre begonnen, war ich angenehm überrascht. Marion Bayer hat mit großer Sorgfalt aus der Fülle potentiell interessanter Bauwerke Beispiele ausgewählt, die auf indirekte oder direkte Weise mit einem wesentlichen Teil deutscher (und damit oft auch europäischer) Geschichte verbunden sind.

Natürlich sind eine ganze Menge Gebäude dabei, die sehr bekannt sind, etwa das Westwerk des Naumburger Dom, den Kölner Dom, das Brandenburger Tor in Berlin, das Dürer-Haus in Nürnberg oder die Fuggerei in Augsburg. Auch das Nationaltheater in Weimar und den Reichstag hätte man erwartet. Aber Bayer stellt auch überraschende Bauwerke vor, die sich bei näherer Betrachtung als ebenso guter Fokus für ein Segment der deutschen Geschichte und Kulturgeschichte erweisen: darunter finden sich das Weiterlesen

50 Erdschätze, die unsere Welt veränderten / Eric Chaline

Ohne die zahlreichen Substanzen, die man auf und in unserer Erdkruste findet, hätten es der Mensch und die von ihm errichteten Zivilisationen wohl kaum so weit geschafft. Eric Chaline, ein französischer Soziologe, Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Geschichte, Philosophie und Religion, beschäftigt sich nach „50 Tiere, die unsere Welt veränderten“ nun mit Rohstoffen und Substanzen, ohne die die Geschichte ganz sicher anders verlaufen wäre.

Naheliegend ist natürlich, dass er dabei neben Weiterlesen

Die Macht der Geographie : Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt / Tim Marshall

Wer als politischer und geschichtlich interessierter Zeitgenosse die Gegenwart aufmerksam beobachtet, kann es leicht mit der Angst zu tun bekommen. Nicht zuletzt mit der Ukraine-Krise scheint ein neuer Kalter Krieg zwischen Russland und dem Westen etabliert zu sein. Der Nahe Osten und die Länder des Arabischen Halbmonds kommen nicht zur Ruhe und lassen in Anbetracht destabilisierter Staaten von Irak, Afghanistan und Syrien bis Libyen und dem verstärkten Aufkommen des Daesh (aka sogenannter „Islamischer Staat“) und damit eines verstärkten islamischen Faschismus die allzu euphorisch wahrgenommenen Bewegungen des „Arabischen Frühlings“ in Vergessenheit geraten. Konflikte wie die zwischen den Atommächten Indien und Pakistan bleiben weiter schwelend, das immer stärker werdende China wird mit Sorge von seinen Nachbarn beobachtet und in Afrika scheint es kaum Regionen zu geben, die wirklich Hoffnung machen. Dazu kommt noch Nordkorea mit seiner größenwahnsinnigen Führung und mit der zunehmend im Sommer eisfreien Arktis ein weiterer möglicher Konfliktherd. Wer im seit 75 Jahren friedlichen Westeuropa aufgewachsen und als überzeugter Europäer sozialisiert worden ist, kann es da schon mal mit der Angst zu tun bekommen.

Der britische, mehrfach ausgezeichnete außenpolitische Experte und Journalist Tim Marshall verfolgt mit seinem Buch einen besonderen Ansatz: er erklärt viele der derzeit schwelenden oder Weiterlesen

Kann mir bitte jemand das Wasser reichen? Eine kurze Geschichte der Arroganz / Ari Turunen

Arroganz gibt es vermutlich, seit es Menschen gibt – und man darf sicher davon ausgehen, dass es schon unter Faustkeilspezialisten welche gab, die so von ihrer Arbeit eingenommen waren, dass sie keine Kritik duldeten – bis ihr falsch bearbeiteter Faustkeil im Einsatz abbrach und der Säbelzahntiger die Oberhand gewann.

Der finnische Wissenschaftsjournalist Ari Turunen geht in seiner kurzen Geschichte der Arroganz zahllosen historisch verbürgten Fällen von der Antike bis heute nach, deren Bandbreite Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umfasst. Historische Potentaten wie Dschingis Khan oder Timur Lenk kommen ebenso vor wie Weiterlesen

Die seltsamsten Orte der Welt : Geheime Städte, verlorene Räume, wilde Plätze, vergessene Inseln / Alastair Bonnett

Ein Ort ist keine Bühne, keine Kulisse, vor der wir unser Leben führen. Er ist ein Teil dessen, was wir sind. (S. 108)

Jeder, der schon einmal nervös mit angesehen hat, wie der Nachbar einen Zaun aufstellt, weiß, wie wichtig ein paar zentimeter Grund sein können: Kaum einer von uns wird sich aus dem Fenster lehnen und rufen: ‚Kein Problem, stellen Sie den Zaun einfach irgendwo auf‘. (S. 171 ff)

Alles ist erforscht. Jeder Winkel der Erde bekannt, vermessen, kartographiert und registriert. Das sollte man zumindest meinen in unserer modernen Zeit. Alastair Bonnett belehrt uns eines besseren und nimmt uns mit auf Weiterlesen

Seltsame Karten : Ein Atlas kartographischer Kuriositäten

Es gibt Bücher, die sind so schön und faszinierend, dass man sie immer wieder zu Hsnd nehmen mag. Frank Jacobs hat mit dem Liebeskind-Verlag eines solcher Bücher vorgelegt: der Kartenliebhaber zeigt uns, dass Karten nicht immer unseren Erwartungen entsprechend die Wirklichkeit abbilden. Es gab und gibt auch immer wieder Karten, die die Welt so zeigen, wie sie sein könnte, denen geographische Irrtümer zugrunde liegen, propagandistische Absichten oder schlichtweg Karten, die phantastische oder literarische Landschaften zeigen.

Jacobs, seit seiner Jugend ein großer Kartenliebhaber und seit einiger Zeit Kartensammler, zeigt in seinem Weiterlesen

Das Kaffee-Buch : Sorten, Anbaugebiete, Barista-Wissen und Rezepte aus der ganzen Welt / Anette Moldvaer

Eigentlich war ich ja mal leidenschaftlicher Tee-Trinker: mit Kannevorwärmen, Kenntnissen über sämtliche Abkürzungen bis hin zu SFTGFOP1 und einer permanenten Bereitschaft, auch für den europäischen Gaumen exotische Tees wie Lapsang Souchong (Rauchtee) oder Tees mit seltsam anmutenden Teebezeichnungen wie Gunpowder zu probieren. Das war irgendwann vor fünfzehn Jahren vorbei: es gab einen radikalen Bruch und die Hinwendung zum Kaffee – seitdem hat sich die Patina meiner natürlich niemals gepülten Teekanne nicht mehr verändert.

Nun könnte ich darüber schreiben, dass ich derzeit wieder eine leichte Annäherung an die Teewelt mache und den einen oder anderen Grüntee probiere. Speziell jene mit Jasmin, da Jasmin bei mir ähnlich wie Vanille fast schon rauschhafte olfaktorische Ekstasen hervorrufen kann und … aber lassen wir das. Schreiben wir stattdessen über dieses wunderbare Buch für KAFFEELIEBHABER. Denn einer solcher bin ich ja eigentlich, weiß ich doch vor der ersten morgendlichen Tasse aus der Cafetière weder wie ich heiße noch auf welchem Planeten ich mich befinde – geschweige denn warum.

Das vorliegende Buch von Anette Moldvaer, einer englischen Weiterlesen

Das Pferdebuch : von schönen Pferden, seltenen Rassen und dem Wohl der Tiere / Annette Hackbarth

Auch wenn ich sicher nicht mehr zu einem großen Reiter werde und mich nur gelegentlich auf den Rücken unseres oder eines anderen Pferdes traue – die Faszination für diese wunderschönen Tiere hat mich durchaus auch erreicht. Damit haben auch Bücher über Pferde wie das vorliegende bei mir eine reele Chance.

„Das Pferdebuch“ von Annette Hackbarth aus der Reihe „Tiere auf dem Land“ hat Weiterlesen

Sommer 1927 / Bill Bryson

Die Ironie ist, dass Charles Lindbergh zu dem Zeitpunkt, als Amerika bereit war, sich in die Lüfte zu schwingen, niemandes Held mehr war

Bill Bryson hatte eigentlich nur vor, ein Buch über den legendären Atlantikflug von Charles Lindbergh im Jahr 1927 und den bizarren, elf Todesopfer fordernden Wettkampf um diese erste Überquerung des Meeres per Flugzeug zu schreiben. Doch im Laufe der Recherche entdeckt er, dass sich in diesem Jahr sehr viel mehr bündelt als ein Meilenstein der modernen Verkehrsgeschichte. So wurde daraus ein Buch über Weiterlesen

Der Mann und das Holz : vom Fällen, Hacken und Feuermachen / Lars Mytting

Verstehst du dich auf die Kunst, das Werkzeug richtig anzusetzen, siehst du mit Wonne, wie der harte Stahl sich durch das Holz frisst. Der Duft von Harz und frischem Holz oder der Anblick der glatten Spaltflächen nach dem Hieb mit einer frisch geschliffenen Axt können einen Mann mit stillem Wohlbehagen erfüllen und ihm wahres Glück bescheren, als hielte er sein Dasein selbst in Händen, lebendig und schwer. (S. 109. Übersetztes Zitat aus Hans Børli, Med øks og lyre: Blar av en tommerhuggers dagbok, Aschehoug, 1988)

Ein ganzes Buch über Holz: über das Fällen von Bäumen, das Zerteilen, zerhacken, stapeln, trocken und das richtige Verfeuern und Heizen mit Holz. Das klingt zunächst mal nach einem öden Fachbuch mit trockenen Anleitungen in drögem Heimwerkerdeutsch. Weit gefehlt, denn Lars Myttings Buch Weiterlesen

Homes on the move : Mobile Architektur / Donato Nappo & Stefania Vairelli

Nein, dies ist kein Buch über Wohnmobile, auch wenn ich zugeben muss, dass ich es vor allem aufgrund des VW Bus T2 auf dem Titelbild gelesen habe: das ist ein Fahrzeug, das bei mir unweigerlich Erinnerungen an Fahrten durch den Süden Brasiliens auslöst, nach Sao Francisco do Sul, St. Catarina, Florianopolis, am Steuer unser brasilianischer Freund, auf den Sitzen unsere und seine Familie. Seither träume ich manchmal davon, so einen Bus zu besitzen, was natürlich vollkommen irrwitzig ist, da ich von Autoschrauberei absolut nichts verstehe und es gerade mal für Tanken und das Auffüllen des Scheibenwischerwassers reicht. Aber genug der Abschweifung …

„Mobile Homes“ beschäftigt sich hauptsächlich mit Häusern und Wohnungen, die Weiterlesen

Fast vergessen : Handwerkliches Erbe / Christine Frenkenberger ; Walter Seitz-Krautstorfer ; Björn Thönicke

Eine ganze Reihe von Berufen sind durch die Mechanisierung oder den Wandel von Bedürfnissen und Gewohnheiten fast ausgestorben oder in Vergessenheit geraten, andere haben sich aus ähnlichen Gründen so stark verändert, dass ursprüngliche Elemente des Berufes fast komplett verloren gegangen sind. Zur erstgenannten Gruppe gehören sicher Sattler, Hutmacher, Messermacher oder Ofenkeramiker, zur zweiten könnte man den Bäcker zählen, der zwar als Ausbildungsberuf noch vorhanden ist, als handwerklicher Beruf allerdings schon fast als ausgestorben gelten kann, wenn man sich die Produkte in den meisten Bäckereien und Supermärkten ansieht. Dann gibt es natürlich noch Handwerksberufe, die relativ exotisch sind wie etwa den Blechblasinstrumentenbauer, den Harfenbauer oder den Säckler.
Basierend auf einer Fernsehserie, berichtet „Fast vergessen“ in zwanzig Kapiteln über die vorgenannten Berufe und darüber hinaus über etliche weitere wie den Latschenölbrenner oder den Weiterlesen

In den Bergen der Kopfjäger : Indiens wilder Nordosten / Peter van Ham

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Der aufgrund seiner Forschungsarbeiten über Indien international anerkannte Peter van Ham bereist seit vielen Jahren die hierzulande kaum bekannte Region der „Sieben Schwestern Indiens“: im Nordosten des Subkontinents gelegen, zeichnen sich diese nahezu vergessenen Bundesstaaten zwischen Tibet und Burma, die lange Sperrgebiet war, nicht nur durch ihre urtümlichen, schwer Weiterlesen

Das Buch : eine illustrierte Geschichte / Martyn Lyons

Es gibt Formen, die kaum zu verbessern sind, weil sie sich in ihrer Grundform über Dutzende, ja Hunderte von Jahren entwickelt haben. Löffel, Teller, Eimer, Bleistift oder Stuhl gehören dazu. Ebenso natürlich das Buch an sich, das seit über zweitausend Jahren zu den von jeder Generation neu entdeckten und weiterentwickelten und trotzdem in ihren grundsätzlichen Eigenschaften kaum veränderten Gegenständen gehört.
Martyn Lyons breitet in seinem in kurze, prägnante Abschnitte gegliederten Bildband die Geschichte des Buches vor uns aus: von den frühesten Schriftzeugnissen aus Weiterlesen

Die Bernsteinstrasse : verborgene Handelswege zwischen Ostsee und Nil / Gisela Graichen ; Alexander Hesse

Globalisierung ist ja bekanntermaßen ein alter Hut und kein Phänomen des sogenannten Anthropozäns, also der Zeit seit 1800 n.u.Z.. Bereits im Mittelalter und in der frühen Neuzeit reichten die Handelswege weit über Ländergrenzen und Kontinente hinweg und auch für die Zeit der Römer, Griechen oder Ägypter sind durch archäologische Funde und schriftliche Überlieferungen weite Handelswege dokumentiert. Überraschend aber dürfte für viele sein, dass es bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Handelsverbindungen gab, die vom noch relativ unzivilierten Norden Europas bis hinein nach Weiterlesen

1913 : Der Sommer des Jahrhunderts / Florian Illies

Zunächst erwartet man von einem Buch mit dem Titel „1913“ vielleicht ein klassisches Geschichtsbuch, dass sich historisch-analysierend mit dem einen Jahr vor der ersten großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts in Form des Ersten Weltkrieges befasst. Doch bereits die Gestaltung des Titels, der eine impressionistische Fotografie des Farbbildpioniers Heinrich Kühn zeigt, verweist uns zusammen mit dem Untertitel „Der Sommer des Jahrhunderts“ darauf, dass dieses Buch einen anderen Schwerpunkt, eine andere Darstellungsform suchen könnte als die faktenreiche historische Aufarbeitung.
Und so ist es auch: Florian Illies entführt uns mit seinem Buch in ein Jahr, in dem das 20. und das 19. Jahrhhundert auf bemerkenswerte Weise begegnen, sich Weiterlesen

Just my type : ein Buch über Schriften / Simon Garfield

Schrift: Wenn sie gut ist, fällt sie uns nicht auf, hält sich dezent im Hintergrund und erleichtert uns das Lesen, ja eventuell hat sie mit ihren Schriftzeichen auf subtile Weise eine Verbindung zum Text, dessen Inhalt und Bedeutung. Doch leider gibt es auch Schriften, die sich Weiterlesen

Das Mädchen vom Amazonas : meine Kindheit bei den Aparai-Wajana-Indianern / Catherina Rust

Es gibt Bücher, bei denen ahnt man schon vor der Lektüre, dass sie einen ergreifen und bewegen werden, zugleich aber auch mit einer leisen hoffnungslosen Verzweiflung zurücklassen, weil sie offensichtlich machen, wie intensiv wir unseren Planeten derzeit verändern und wieviel Schützenswertes irreversibel verloren zu gehen droht.
So ging es mir auch bei der Lektüre von „Das Mädchen vom Amazonas“ der 1971 geborenen Journalistin Catherina Rust, die als Tochter eines deutschen Ethnologen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr bei den noch sehr traditionell lebenden Aparai-Wajana-Indianern im brasilianischen Amazonasgebiet aufwuchs. Als ihre Tochter verbotenerweise Erinnerungsstücke aus dem Schrank kramt, wird die Vergangenheit bei der Enddreissierging wieder lebendig. In ihrem Buch ruft sie sich ihre Kindheitserinnerungen an die Zeit bei den Indianern in Mashipurimo wieder zurück und schafft intensive Bilder beim Leser: unmittelbar scheint man dabei zu sein bei dieser Weiterlesen

Die Wende : wie die Renaissance begann / Stephen Greenblatt

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Immer wieder gibt es in der Geschichte der Menschheit Phasen, in denen wenige, zunächst gering erscheinende Ereignisse, Entscheidungen oder Entdeckungen weitreichende, nicht vorherzusehende Folgen haben. Dazu gehört auch die abenteuerliche Geschichte des antiken Lehrgedichtes „De rerum natura“ von Lukrez, das fast eineinhalb Jahrtausende verschollen war und ohne dessen Wiederentdeckung im Jahr 1417 es die Renaissance, wie wir sie heute in der Rückschau kennen, vermutlich nicht gegeben hätte und die Geschichte einen komplett anderen Verlauf genommen hätte. „Die Wende“ von Stephen Greenblatt beschreibt einen solchen magischen Moment in der Menschheitsgeschichte, aber auch die Entwicklungen, die im vorausgingen und ihm folgten:

Im 1. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung schreibt der römische Dichter, Philosophen und Epikureer Lukrez (Titus Lucretius Carus) das Lehrgedicht „De rerum natura“ (Dt.: Über die Natur der Dinge) auf Basis und in Verehrung der Naturphilosophie Epikurs.
Geschrieben in Hexametern, gliedert sich das Gedicht in sechs Büchern. Es befasst sich in den ersten beiden Büchern mit der Atomlehre in der Tradition Demokrits, beschreibt den Aufbau der Welt aus Atomen, die sich permanent bewegen und vorübergehende Bindungen eingehen, die unendliche Vielzahl von Welten sowie deren Vergänglichkeit. Im dritten Buch beweist Lukrez die Vergänglichkeit der Seele, die Weiterlesen

Izmirübel : Das Buch zur Tüte / Gerd Otto-Rieke


Dieses mittlerweile vergriffene und in Fachkreisen hochgehandelte Buch füllte seinerzeit eine echte Lücke: denn mit „Izmirübel“ legte Otto-Rieke die erste und damals längst überfällige, kurzgefasste Kulturgeschichte der Spucktüte vor. Überzeugend führt er den Nachweis, dass sich die Weiterlesen

Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge / Bill Bryson

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Auch der sich als gebildet empfindende Mensch fragt sich ja gelegentlich, warum eigentlich die Gabel üblicherweise vier Zinken hat, seit wann wir Spülbecken ij den Küchen haben (noch nicht sehr lange) und welchen Einfluss der Londoner Kristallpalast der legendären Weltausstellung von 1851 für die Verbreitung des Wasserklosetts moderner Bauart hatte. Bill Bryson gibt in seinem, im englischen Original treffender mit „A Short History of private Life“ betitelten Buch Antworten auf viele solcher Fragen – und liefert Antworten auf Fragen, die man sich im Zusammenhang mit dem privaten menschlichen Alltag zu Hause vielleicht noch nie gestellt hat. In seinem über 600 Seiten umfassenden, mit einer unglaublich Weiterlesen

Glonegger, Erwin: Das Spiele-Buch : Brett- und Legespiele aus aller Welt ; Herkunft, Regeln und Geschichte

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Eigentlich müssten wir in Deutschland wissen, was Pachisi ist, und auch unter Ludus Duodecim Scriptorum und Mehen müssten wir uns ewas vorstellen können. Aber wer weiss schon, dass Pachisi ein sehr viel komplexerer indischewr Vorläufer unseres Weiterlesen

Brot : so backen unsere besten Bäcker / Christine Schroeder ; Björn Kray Iversen

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Bekanntermaßen liebe ich nicht nur Brot (gemeint ist hier nicht das gleichnamige Konglomerat, dass in vielen Supermärkten und Bäckereien unter diesem Namen angeboten wird) und das Brotbacken, sondern auch Brotbackbücher und Bücher über die Kulturgeschichte des Brotes. Christine Schroeder und Bernd Kray Iversen haben einen opulent ausgestatteten, wunderbaren Bildband veröffentlicht, in dem unter anderem Weiterlesen